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William Walker – Mr Größenwahn aus den USA

Nicaragua wurde von einigen Größenwahnsinnigen heimgesucht, doch am amüsantesten liest sich die Biographie des US-Amerikaners William Walker. Von der kranken Idee getrieben, weiße Nordamerikaner sollten die Welt beherrschen, versuchte er gleich mehrere mittelamerikanische Staaten zu erobern. Zur Umsetzung seines terminologischen Zieles brauchte er nur verflixte sieben Jahre.
Mit 29 startete er seinen ersten Angriff. Es ging gegen Mexiko. In Begleitung von 45 Gefolgsleuten besetzte er die Halbinsel Baja California – und: rief sich selbst zum Präsidenten aus.
Doch lang wehrte der Ruhm nicht, denn die Mexikaner zwangen Walker schnell zum Rückzug. In Kalifornien wurde er wegen illegaler Kriegsführung vor Gericht gestellt. Die US-Jury fand seine rassistischen Ideale jedoch großartig
– Stichwort „Manifest Destiny“ – und ließ ihn wieder frei.
Bald darauf wurde Walker von einer Bürgerkriegspartei aus Nicaragua zu Hilfe gerufen. Rasch übernahm er die Macht in dem zerstrittenen Land. Wieder erklärte er sich zum Präsidenten. Die USA erkannte ihn als einen solchen an. Walker reinstallierte die Sklaverei, erklärte Englisch zur Landessprache und heuerte Söldner an, um… na? …nichts weniger als auch Guatemala, El Salvador und Honduras unter seine Gewalt zu bringen. Als er in Costa Rica einfiel ging er einen Schritt zu weit. Die Nachbarländer vereinigten sich und vertrieben Walker wieder in die USA.
Ein schwerer Schlag, doch der Mann ließ sich nicht klein kriegen. Noch im selben Jahr ließ er Honduras ansteuern und die Hafenfestung von Trujillo besetzen. Pech. Denn diesmal nahmen ihn die Briten gefangen. Am 12. September 1860 ließen sie William Walker erschießen. 36 Jahre ist er alt geworden. Nicht viel. Doch wenn man sich überlegt, das Walker immer nur eine Hand voll Söldner um sich hatte, ist man erstaunt, dass er es überhaupt so weit gebracht hat.

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Bildquelle: Wikipedia

* Alex Cox verfilmte die nicaraguanische Episode unter dem Titel „Walker“. Die Titelrolle hat Charakterdarsteller Ed Harris übernommen.
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Linktipp: William Walker – Ein Flibustier machte sich zum Präsidenten von Nicaragua.

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Granada – Die fette Rosine

Granada ist, wie ich finde, die schönste Stadt Nicaraguas. In einer kuriosen Mischung aus Alt und Neu wechseln sich in den Straßen frisch renovierte Bürgerhäuser mit zerfallenen Hausruinen ab. Die Bürgersteige sind gleichmäßig gesprenkelt mit fußballgroßen Löchern. Und die Deckel der Gullys fehlen fast regulär. Selbst ein Stolpern-ohne-hinein-zu-fallen kann hier böse enden. Sicherheitshalber hetzt man in Granada nicht – und stolpert so auch seltener. Was Mode, Accessoires, Frisuren und Plastikstühle angeht, so scheint die Zeit in den 1970ern stehen geblieben zu sein. Dabei wirkt der Aufzug einiger Anwohner so stilecht, dass man ihn schon wieder als popmodern bezeichnen könnte. Vor den Eingängen hängt man demonstrativ in Schaukelstühlen ab. Leicht erkennbar: das hiesige Lebensmotto heißt Müßiggang. Beobachtet man die Anwohner läuft man unweigerlich Gefahr einzuschlafen. Besonders gut gelingt dies auf dem zentralen Marktplatz. Im Schatten von Mango- und Malinchebäumen kann man dort Kutscher und Eisverkäufer beim Agieren in Zeitlupe verfolgen – während man ein Stündchen auf einen frisch gepresstes Öbstsäftchen wartet. Farbenprächtige Kolonialbauten und elegante Kirchen umgeben den Platz. Über den Hausdächern an der Westseite schimmert die Silhouette des Vulkans Mombacho. „Nicaragua“ leitet sich aus der Sprache der Nahuatl ab. Er bedeutet: „Menschen die hier sind“.

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Bummelt man eine der Straße gen Süden hinab, gelangt man zum Nicaraguasee. Flüsse verbinden ihn sowohl mit der Karibik, als auch mit dem Pazifik. Die geografisch günstige Lage am See bescherte Granada einst eine immense Bedeutung als Hafenstaat. Wichtige Handelsgüter waren Kakao und Tabak. Im 18. Jahrhundert wuchs der Umschlagplatz. Granada wurde wohlhabend und erhielt den Beinamen „La gran Sultana“ (umgangsspr. die fette Rosine). Doch der Reichtum zog nicht nur Händler an. Mindestens dreimal wurde die Rosine auch von Piraten geplündert. Der bereits erwähnte Piratenkönig Henry „Harry“ Morgan schleppte mindestens eine halbe Millionen Pfund nach hause. Und auch William Walker ließ sich blicken. Der amerikanische Söldner brannte die Stadt 1856 nieder. Und hinterließ lediglich das Ortsschild, mit der recht unzweideutigen Aufschrift: „Here was Granada“.
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Costa Rica – Chiquita, die Krake

Panama schaffte den wirtschaftlichen Durchbruch mit einem Kanal, Costa Rica mit einer Eisenbahnlinie. Im zentralen Hochland des Agrastaates gediehen die Bananenstauden prächtig. Doch um sie auf den Weltmarkt zu bringen, war eine Verbindung zur Karibikküste notwendig. Minor Keith, Neffe eines amerikanischen Railroad Tycoons, erhielt den Zuschlag für das Projekt. Die Arbeiten gingen schleppend voran. Nach 10 Jahre waren gerade mal 100 km fertig gestellt. Malaria und Unfälle rafften die Bauarbeiter dahin. Und enorme staatliche Finanzspritzen waren nötig, bis 1890 der erste Zug zur Küste rollte. Von da ab ging es für Keith & Costa Ricas Wirtschaft zügig steil bergauf. Keith schipperte eine Ladung Bananen nach New Orleans. Die Früchte schmeckten und schon bald rühmte sich Costa Rica weltweit führender Exporteur der gelben Gurke zu sein.

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Zusammen mit zwei Importeuren gründete Keith 1899 die berühmt berüchtigte United Fruit Company. Das Unternehmen ist uns heute bekannt als „Chiquita“, zu deutsch „kleines Mädchen“. Welch harmlos klingender Name! Der Volksmund spricht hingegen von El Pulpo, der Krake – eine vielleicht treffendere Bezeichnung. Denn nach seiner Gründung begann El Pulpo seine Tentakel auf benachbarte Staaten auszustrecken – um auch dort Ländereien, Post, Eisenbahn und Karibikhäfen zu verschlingen. Die Infrastruktur wurde nun fast ausschließlich für wirtschaftliche Zwecke benutzt. Es wurden Gebühren erhoben, die für die Bevölkerung meist unbezahlbar waren. Das kleine Mädchen gilt heute als größter Arbeitgeber Mittelamerikas. Plantagen befinden sich (neben Costa Rica) in Guatemala, Honduras, Panama und Kolumbien (1). In all diesen Ländern gehören Bananen zu den wichtigsten Exportgütern. Würde sich Chiquita zurückziehen, stünden die Regierungen vor einem wirtschaftlichen Fiasko. Politischen Druck auszuüben, ist für den Kraken heute ein leichtes Spiel.

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Diese klapprige Eisenbahnbrücke dient als Grenzübergang zwischen Panama und Costa Rica. Das rostige Relikt erinnert an die Geburtstunden der Bananenindustrie.

(1) Chiquita steht im Verdacht die kolumbianischen Paramilitärs zu unterstützen. Zwischen 1997 und 2004 hat die Krake etwa 1,7 Millionen US-Dollar an die AUC (Dachverband der kolumbianischen Paramilitärs) gezahlt. Das Unternehmen behauptet offiziell, selbst Opfer der „Paras“ zu sein. Man gebe den Erpressungen der AUC nach, um die kolumbianischen Angestellten zu schützen.
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Bocas del Toro – Inselurlaub

Ein Bus brachte mich zur Küste, ein Schnellboot katapultierte mich in eine andere Welt. Federleicht hüpften wir von Welle zu Welle, über türkises Blau, an Palmen bestreuten Inseln vorbei, an Jachten und Ferienhäusern – so stellt man sich die Karibik vor. Es heißt, wenn man nicht auf Bocas war, hat man Panama nicht gesehen. Nach einer halben Stunde Fahrt durch den Archipel war ich davon überzeugt. Wir erreichten die Insel Colon. Anfang des 20 Jahrhunderts hatte die United Fruit Company auf ihr ein buntes Dorf aus Holzhäuser errichtet – und jedes mit einer Veranda versehen. Schaukelstühle und Hängematten dominieren noch immer das Inventar. Das Geschäft mit der Banane ist Geschichte, doch ein charmantes und entspanntes Flair hat sich erhalten. Seit dem Einbruch des Tourismus säumen Bars und Restaurants das Ufer. Die Promenade der Insel Colon ist dicht bebaut, doch die vorgelagerten Inseln sind dafür völlig unberührt. Unkompliziert gelangt man mit Wassertaxen über kristallklares Wasser an paradiesische Strände – wenn man auf Bocas eins kann, dann einen traumhaften Urlaub verleben.

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