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Koka – Eine Traditionspflanze

Selbst die US-amerikanische Coca Cola Company hat die Vorzüge der Koka-Pflanze erkannt und Koka-Auszüge in ihr Geheimrezept aufgenommen. Die Pflanze wird aus Bolivien importiert, wo sie seit jeher zur Landeskultur gehört. Die Liebesgöttin der Inka wurde bereits mit Kokablättern in den Händen dargestellt. Und für die bolivianischen Koka-Bauern ist der Koka-Anbau Lebensgrundlage. Das unbehandelte Blatt ist weder schädlich noch Sucht auslösend. Es soll Kalzium, Eisen und Vitamine enthalten. Das Kauen der bitteren Blätter steigert die Wachsamkeit und verringert die Wahrnehmung von Hunger, Kälte und Schmerz. Zur Vermeidung von Auswirkungen der Höhenkrankheit ist die Einnahmen besonders hilfreich.In den 80er Jahren entsandten die USA Einsatzkräfte der Drug Enforcement Agency (DEA) in die Haupt-Koka-Anbaugebiete um Boliviens Status als Hauptproduzent der Kokapflanze zu brechen. Die Spezialeinheit sollte Kokapflanzen vernichten, doch das Programm erwies sich als großer Fehlschlag. Es kam zu brutalen Übergriffen auf die Cocaleros und der Anbau wurde einfach in andere Gebiete, z.B. auch in Nationalparks, verlegt.
Präsident Evo Morales, ein ehemaliger Koka-Bauer, kündigte Widerstand gegen die US-amerikanische Vernichtungspolitik an und setzte den Slogan „Coca si, Cocaina no!“ („Koka ja, Kokain no!“) in Umlauf. Er setzte die Vernichtungsprogramme aus, stärkte den Anbau und förderte Exportmöglichkeiten für alternative, auf der Kokapflanze basierende Produkte.

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Einnahme der Koka-Blätter: Die feuchten Blätter werden von den Rippen gelöst und in die Backentaschen gesteckt. Danach werden sie eingespeichelt aber nicht gekaut. Wenn die Blätter gut durchfeuchtet sind und die Masse einem Ball gleicht, kann man einen Hauch der alkalischen Substanz Llipta (Pflanzenasche) oder Sodiumbikarbonat (Backpulver) hinzufügen. Sie wirkt wie ein Katalysator. Nun verspürt man eine gesteigerte Aufmerksamkeit, eine Appetitverminderung und eine größere Belastbarkeit gegenüber Temperaturschwankungen. Kokablätter erzeugen keinen Rausch und machen nicht „high“. Wer nicht schlucken will kann auch einen Tee, einen Likör oder Koka-Bonbons zu sich nehmen…
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Quelle: Südamerika für wenig Geld, Lonely Planet Verlag, 2007.

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Silvester in La Paz

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Hola, mis Amigos!
Ich habe Eure Geburtstagswünsche erhalten und mich sehr sehr gefreut! Habt vielen Dank!
Ich wünsche Euch ein frohes Neues Jahr!
Es grüßt Euch aus La Paz,
Euer Dominik

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Sucre – Sightseeing at night

Die Fahrt durch die Uyuni-Wüste hatte Akira, Nicola und mich zusammengeschweißt.(*) Wir besuchten zusammen Potosi. Und auch Sucre (**), die Hauptstadt Boliviens, erreichten wir gemeinsam. Sucre gefiel uns auf anhieb. Die Straßenlandschaft und zahlreiche Kirchen, die wir auf unsere Fahrt vom Busbahnhof zum Hostel zu sehen bekamen, deuteten auf ein beträchtliches koloniales Erbe hin.
Da unsere Ankunft auf den Vorabend meines Geburtstages fiel, hatten wir beschlossen auszugehen, was wir dann auch taten…

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* Von Akira hatte ich bereits berichtet. Er legt ein sehr japanisch freundliches Verhalten an den Tag, ist geistreich, witzig und sehr aufgeschlossen. Nicola, ein Franzose, hat ein sehr ruhiges Gemüt, spricht, wenn er spricht, am liebsten übers Reisen, Musik und Frauen. An sich ist er ein herzensguter Mensch.
** Boliviens Regierungssitz wurde zwar nach La Paz verlegt, Sucre gilt aber weiterhin als die offizielle Hauptstadt.

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Die Mine von Potosí – Eine Hölle auf Erden

Wir spuckten und husteten. Unsere Kopfleuchten durchdrangen kaum den dichten Nebel aus Staub und bereits nach wenigen Metern fielen wir keuchend zu Boden. Minenarbeiter schritten zügig an uns vorbei. „Sie werden kaum älter als 45 Jahre.“, gab unser Guide Pedro bekannt. An seiner Aussage zweifelte ich keinen Moment.
Aus der Silber-Mine von Potosí schöpften einst die Spanier ihren Reichtum. 1545 gegründet, entpuppten sich deren Flöze, als die lukrativsten weltweit. Ende des 18. Jahrhunderts waren die Straßen der Stadt mit Silber „gepflastert“, Potosí entwickelte sich zum größten und reichsten Ort Lateinamerikas. Im Cerro Rico, dem „Reichen Berg“, wurden Sklaven aus Afrika und Südamerika zur Arbeit gezwungen, mehr als 8 Millionen von ihnen fanden hier ihren Tod. Es heißt, die Hügel um Potosí beständen nur aus Knochen.
Mit 4070 m über dem Meeresspiegel gelegen, gilt Potosí als die höchste Stadt der Welt. Die Luft ist hier so dünn, dass ich in der vergangenen Nacht kaum schlafen konnte. Nach Luft schnappend krochen wir auf allen Vieren durch die schmalen Schächte. Durch körperenge Löcher verschluckte uns eine albtraumhafte, schmutzige Tiefe.
So offenbarte mir Potosi nicht nur früheren, sondern auch heutigen Schrecken. Die Silbervorkommen sind zwar erschöpft, doch dafür wird weiter nach anderen Mineralien geschürft. „Die Steinmauern stammen noch aus dem 16. Jahrhundert“, verkündete unser Guide. Holzstützen sind kaum vorhanden. Nicht einmal einen Lift gibt es, von einer Belüftung ganz zu Schweigen. Erst war mir furchtbar kalt, dann wurde es plötzlich heiß. Wie zum Beweis meines Verdachtes, tauchte plötzlich vor mir eine lebensgroße Teufelsstatue auf. „Das ist Tio.“, erklärte mir Pedro, „Die Arbeiter beten ihn zum Schutz ihres Lebens an.“. Um die Figur türmte sich ein Berg von Plastikflaschen auf, „Alcohol Potable, 96 %“ konnte ich darauf lesen.
Dann polterte es heftig. Aus dem Dunkel heraus, sprang ein Junge auf mich zu. „Platz da!“, schrie er, „Zur Seite!“. Erschrocken folgte ich seinem Aufruf und gleich darauf rumpelte ein Wagen an mir vorbei, gezogen von ein paar Jungen, die ich nicht älter schätzen mochte, als vielleicht 14 Jahre. Fragend sah ich Pedro an. „Der Jüngste ist gerade einmal 10 Jahre alt.“, gab er mir Preis. Durch seine geringe Körpergröße ist er von besonderem Nutzen: Um zu den Erzen vorzustoßen, graben die Arbeiter zu Beginn nur einen sehr schmalen Schacht, in den sie gerade mal auf ihrem Bauch hinein rutschen können. Am Ende des Tunnels positionieren sie dann Dynamit und nur der 10-jährige ist in der Lage, es zu zünden und schnell zu wenden… Ein fernes „Rumsen“ gefolgt von einem tiefen Grollen unterbrach Pedro bei seinem Kommentar. Staub rieselte auf mich herab. Ob es hier einen Sprengmeister gab, wagte ich zu bezweifelten.
Die Mine ist als Kooperative organisiert, jeder Kumpel bewirtschaftet seinen eigenen Claim. Das Geschürfte verkauft er an eine private, meist ausländische Schmelze. Dabei macht er im Monat einen Profit von etwa 100 bis 500 US-Dollar – und an dieser Stelle stellt sich die Frage nach dem „Warum?“. Warum suchen sich die Arbeiter nicht außerhalb der Mine eine Tätigkeit, warum kriechen sie täglich in diese tödlichen Löcher, wenn dabei so gut wie nichts für sie herausspringt? Die Antwort ist bestürzend einfach: Sie kennen es nicht anders. Sie haben nie eine Schule besucht. Ihre Väter haben sie von klein auf mit in den Berg genommen. Alles was sie können, ist schürfen. In den Minen sprechen die Arbeiter „Quecha“, eine Sprache der sie sich verbunden fühlen. Es sind ihre Freunde, mit denen sie hier ihr Leben teilen.
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Vor unserem Abstieg in den Berg hatte uns Pedro auf einen Markt geführt, auf dem es Werkzeug für die Kumpel zu kaufen gab, und uns aufgefordert, ein paar Geschenke zu erstehen. Bei der Auswahl half er uns. Den Fruchtsaft, das Dynamit und die Koka-Blätter nahmen uns die Kumpel später in der Mine dankend ab. Dennoch blieb beim Verlassen der Mine ein verstörendes Gefühl zurück. Pedro versuchte uns aufzuheitern: „Wer ist hier verrückter?“, fragte er scherzend, „Die Arbeiter, die in die Mine gehen, um Geld zu verdienen, oder ihr, die ihr dafür auch noch mit Geld bezahlt?“. Der Scherz half nicht viel und so versuchte Pedro unsere bedrückenden Gedanken mit etwas TNT wegzusprengen, was ihm dann – ehrlich gesagt – auch gelang.*

* Einen kurzen Clip von der Zündung könnt ihr in der Foto-Sammlung finden. Der Clip zur Sprengung ließ sich nicht hochladen – Flickr nimmt leider nur Clips, mit eine Länge von weniger als einer Minute an…
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