Skip to content


Volcán de Lodo El Totumo – Kurios, schlammig und gesund

IMG_6299

Nur knapp 15 m ist er hoch und dennoch ein Vulkan der Superlative. Statt Asche und Lava spuckt er Schlamm, ein Phänomen, das aus Verwesungsprozessen im Untergrund resultiert.
In Kolumbiens größtem Schlammvulkan zu Baden ist ein einzigartiges Erlebnis. Die lauwarme Masse im Inneren besitzt eine Konsistenz wie Sahne. Man spürt keinen Boden unter den Füßen, geht aber auch nicht unter. Wie ein eingeditchter (1) Keks habe ich mich gefühlt. Positiver Nebeneffekt: der Schlamm enthält Mineralien mit therapeutischer Wirkung. Die Massage war im Eintrittspreis inbegriffen.

IMG_6340

(1) „ditchen“ ist eichsfeldisch und bedeutet so viel wie „eintunken“…

pixelstats trackingpixel

Posted in Kolumbien.

Tagged with , .


Cartagena – Romantisch schön und unverfälscht

…eine Märchenstadt, wie aus einer Legende. Verwinkelten Gassen werden von riesigen Balkonen verdunkelt und massige Kirchen werfen ihre Schatten auf begrünte Plazas – Cartagena ist ein lebendes Museum mit hunderte Jahre alten Schätzen. Kaum eine Straße, in der es nicht etwas zu entdecken gibt. Jedes Haus ist ein Individuum. Und durch die Straßen klappern noch rostige Pferdekutschen.
1533 gegründet, entwickelte sich die Siedlung schnell zum spanischen Haupthandelshafen. Den Indios geraubte Schätze wurden hier gelagert, bis die Galeonen vorbei kamen, um sie nach Spanien zu bringen. Natürlich lockte das auch Piraten an. Die bekannteste Belagerung führte Francis Drake 1568 an. Als Antwort auf die Piratenangriffe verwandelten die Spanier Cartagena in eine uneinnehmbare Hafenfestung. Sie errichteten kunstvolle Wälle um die Stadt und ein Kette von Forts. Heute hat sich Cartagena auf dramatische Weise vergrößert, doch die Altstadt blieb innerhalb ihrer Mauern unverändert.

IMG_6472

Obwohl auch Cartagena ein ausgesprochenes Touristen-Mekka ist, fühle ich mich hier wesentlich wohler, als in Santa Marta oder Taganga. Sowohl die Touristen, als auch die Einheimischen blicken mich wieder an. Man wird wieder als Individuum wahr genommen. Auch mein Hostel ist der Knaller. Direkt vor meiner Zimmertür breitet sich ein kühler Pool aus. Und das Perssonal ist endlich mal wieder freundlich, obwohl der Laden insgesamt sogar ziemlich groß ist. 120 Backpackern bietet er Platz und am Sonntag waren alle Betten belegt. In Taganga, Tayrona und Santa Marta schienen mir die Einwohner vom Geld der Touristen schon sehr verwöhnt zu sein. Oft habe ich Ewigkeiten warten müssen, bis ich bedient wurde. So schnell werde ich diese Orte nicht wieder besuchen.

pixelstats trackingpixel

Posted in Kolumbien.

Tagged with .


Ciudad Perdida – 6 Tage im kolumbianischen Dschungel

Die „Verlorene Stadt“ (1) der Tairona-Indianer im kolumbianischen Dschungel aufzuspüren, versprach ein Abenteuer der Extraklasse zu werden. Die präkolumbische Siedlung gilt nach dem Machu Picchu als die größte auf dem amerikanischen Kontinent. Durch die Spanier zerstört, stießen erst 1975 wieder Grabräuber auf die historischen Bauten (2).
Um ins Zentrum der urbanen Kultur zu gelangen, war ein 3-Tagesmarsch zu bewältigen. Kein Problem, dachte ich mir… doch obwohl ich nach 5 Tagen Hängematten fit und ausgeruht war, überdauerte meine getankte Energie nicht mal die erste halbe Stunde der Exkursion. Völlig erschöpft und bereits von der Hitze erschlagen, lag ich rückwärts auf dem Boden – und wollte kapitulieren. 6 Tage bergauf und bergab bei mindestens 35 Grad im Schatten… warum tat ich mir so etwas an? Ich wußte es nicht mehr und leider war es für solche rhetorischen Floskeln auch zu spät. Meinen Mitstreitern erging es ähnlich. Und so galt es für uns alle die Zähne zusammen zu beißen. Merkwürdiger Weise wurde es mit jedem Meter den wir weiter in den Dschungel vordrangen kühler. Zudem entlohnten uns fantastische Ausblicke auf eine gigantische Berglandschaft. Immer wieder durchwateten wir Flüsse. Oft nahmen wir in den
kristallklaren Gewässern auch ein erfrischendes Bad. Wie gewöhnlich auf solchen Touren, schweißte das gemeinsame Abenteuer die Gruppe zusammen. Mit Lian und Peggy aus England, Daniel und Linda aus Norwegen sowie Erin aus Kanada umgab mich ein lustiges und gesprächiges Expeditionsteam. Besonders Erin hatte mir viel zu erzählen. Das smarte Girl hatte sich mutig und ehrgeizig kosmopolitische Freiheiten erkämpft. Seit 4 Jahren unterrichtet sie in Südkorea englisch – dazwischen tingelt sie von ihrem gesunden Einkommen um die Welt. Nach zwei Tagen des Wanderns, vorbei an versteckten Marihuana- und Kokafeldern, hatte uns der Regenwald so ziemlich verschluckt. Dennoch kamen wir ab und zu an kleinen Kogi-Siedlungen vorbei. Die Kogi tragen einen meist weißen (wenn schmutzig dann grauen) Umhang. Ihre langen, schwarzen Haare haben sie zu einem Zopf gebunden. Mädchen und Frauen ziert ein bunter Halsschmuck. Kurios wirken vor allem die oft zu großen Gummistiefel. Die Kogi gelten als direkte Nachfahren der Tairona. Und Touristen mögen sie ganz offensichtlich gar nicht. Im Vorbeigehen waren wir keines Blickes oder Grußes würdig (3). Für die Einheimischen stehen wir wohl in enger Verbindung zur Regierung. Und die untersagt den gewinnbringenden Anbau von Kokapflanzen. Unter der FARC sah das vor ein paar Jahren wohl noch ganz anders aus. Bis 2003 hatte diese das Gebiet noch unter Kontrolle. Touristenbesuche mussten damals noch angekündigt werden – und auch ein Großteil der Ticketerlöse floss noch in ihre Hände. Die Vormacht der FARC ist wohl gebannt, doch für die Kogi ist das Leben härter geworden. So einfach wie ihre mit Palmenblättern bedeckten Behausungen waren auch unsere Unterkünfte. Absurderweise ist für uns Touristen gerade der totale Entzug jeglicher zivilisatorischer Annehmlichkeiten das Schöne an einem solchen Ausflug. Die Nächte waren wieder einmal sehr geräuschvoll und auf ihre Weise für mich spektakulär. Vorbei an meterlangen roten Schlangen, bunten Riesenkäfern, ellenlangen Tausendfüßlern, Monsterspinnen, Monsterkröten, blauköpfigen Krabben und zahllosen bunten Geckos und Schmetterlingen erreichten wir am vierten Tag die Ciudad Perida. Auf schmalen, von Lianen überhangenen Treppen erklommen wir Terrasse für Terrasse die plattformartige Anlage. Im Gegensatz zum bevölkerten Machu Picchu waren wir hier nur eine einzige Reisegruppe. Vollkommene Wildnis schloss uns ein. Und in einem Land wie Kolumbien, in dem man die Städte besser nicht verlässt, war dies ein atemberaubendes Erlebnis.

CiudadPerdida

Trotz aller Entbehrungen und Anstrengungen, oder auch gerade wegen dieser, hatte sich der Ausflug mehr als gelohnt. Der 2-tägige Rückmarsch verging dann leider wie im Flug. Gut geschafft erreichten wir wieder Taganga. Und unverzüglich packte mich der Wunsch: Ein Hängematteleben sollte nie zu Ende gehen!

(1) „Ciudad Perdida“, wörtlich „Die verlorene Stadt“
(2) …was diese damals wohl sehr erfreut haben muss, denn die Tairona sind berühmt für ihre besonders ästhetischen Goldarbeiten. Gold galt bei ihnen als Fruchtbarkeitssymbol. Auf dessen Träger, so der Glaube, geht die Kraft der Sonne über.
(3) Spanisch sprechen die Kogi nicht.

pixelstats trackingpixel

Posted in Kolumbien.

Tagged with .


Taganga – 5 Tage in der Hängematte…

…müssen auch mal sein, dachte ich mir und stand nur noch auf, um mir eine kalte Cola aus dem Gefrierfach zu holen oder die Verdaute hinweg zu bringen. Mein vorübergehendes Zuhause war Taganga, Kolumbiens wohl populärstes Fischerdörfchen. Mit baumelnden Beinen lernte ich hier ein wenig Spanisch, schrieb etwas und las einen zwei Wochen alten Spiegel. Titelblatt: „Die Scheinheiligen – Die katholische Kirche und der Sex“. Irgendwie nähert sich das Blatt immer mehr der Ausgabe einer Bildzeitung für „Intelligente“ oder solche, die es gerne wären. Dennoch, der Unterhaltungseffekt war großartig. Und die Parallelen zur „Scheinheiligkeit“ meiner allernächsten Umgebung ebenso. „400 Dollar haben sie mir abgenommen.“, meinte der Britte neben meiner Hängematte. „Da hast Du aber Glück gehabt! Ich hab 500 Dollar gelassen.“, darauf der US-Amerikaner. Der eine ist Architekt, der Andere Designer. Beide kann man getrost der englischsprachigen, gehobenen Mittelklasse zuordnen. Wie viele Traveller, sind sie angereist, um Kolumbiens Marihuana und Kokain im Partyrausch zu erleben. Wie viele andere Traveller verbringen sie die Tage im Bett und die Nächte auf den Straßen der Touristen-Metropolen. Und kaum Einer ist unter ihnen, der die Bekanntschaft mit der Poli-heiligkeit noch nicht gemacht hat. Deren Mitglieder sind nämlich nicht nur großartige, amerikanisch ausgebildete Polizisten in schicken Uniformen. Nein – und an dieser Stelle muss ich mein bisher vermitteltes Bild korrigieren – es sind auch maßlose korrupte Touristenjäger. Die Storys der Traveller ähneln sich alle. Alle Reisenden wurden am Strand mit einer oder beiden Nationaldrogen erwischt. Dabei hat sie entweder der vertickende Dealer verpfiffen. Oder die Kollegen von der Aufsicht warteten schon um die Ecke. Dabei ist der Stoff einfacher und schneller zu besorgen, als jedes andere Konsumgut in diesem Land. Kein Schuhputzer, kein Straßenfeger, der nicht ein Klümpchen in der Tasche hat, um einen kleinen Deal mit einem Touristen zu machen. Ich glaube, wenn die kolumbianische Polizei nur wollte, könnte sie täglich ein tausendzelliges Gefängnis mit Drogendealern füllen. Und jährlich ein 5-tausendzelliges mit englischsprachigen Touristen. Doch wer sollte das bezahlen? Und was für einen internationalen Aufschrei gebe das…? Kolumbianische Gefängnisse gefüllt mit tausenden westlichen Touristen… tststs…

Taganga

Dabei gibt es mehr Polizisten, als Briefkästen an den Häusern. Merkwürdiger Weise habe ich nur bisher noch keinen Einzigen mit einem Spürhund gesehen. Und entgegen dem staatlichen Interesse, ist das Verlangen eines Kleinpolizisten einen Touristen zu fangen ungemein groß! Erst Gestern haben mir die kolumbianischen Freunde und Helfer bei meinem Abendspaziergang tatsächlich – und das wirklich absolut grundlos – in die Unterhose gespäht! Und so skrupellos und allgegenwärtig wie die Polizei, ist auch die Mafia. Neulich wurde, wie schon so oft, unser Bus gestoppt und von Drogenjägern kontrolliert. Danach gab mein Hintermann, wohl ein Vorbote, am Telefon durch: „Passt auf im Bus nach Santa Marta! Sie kontrollieren!“. Zwar handelt es sich bei solchen Aktionen ganz offensichtlich nur um „kleine“ Geschäfte. Doch zumindest diese könnte man doch in den Griff bekommen – wenn man nur wollte. Fragt sich nur, was man denn lieber will? Zum Beispiel glückliche, Geld bringende Touristen? Und zu deren Glück heißt es dann am Abend auch nur: „Dont smoket at the beach!“? Und nach „Einlösen des Strafzettels“ gibt’s den Stoff in der Regel wieder zurück! …denn: wie sollten die Polizisten auch deren Besitz ohne Festnahmen rechtfertigen…?! Armes Kolumbien. Deine Farbe bröckelt. Und ich muss aus der Hängematte…

pixelstats trackingpixel

Posted in Kolumbien.

Tagged with .