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Montañita – Chillen an der Costa del Sol

Nach der Eroberung des Cotopaxi und anstrengenden Sightseeing-Touren durch Quito war ich mal wieder reif für Strandurlaub. Viele Tage bleiben mir in Ecuador nicht mehr. Deshalb entschied ich mich zügig für die bekannteste Adresse: Montañita. Montañita bedeutet soviel wie „kleiner Berg“. Aber aus dem „Kleinen“ ist bereits ein sehr großer geworden, jedenfalls wenn man sich die am Strand stapelnden Touristen ansieht. Als ein beschauliches Fischerdörfchen ist Montañita vielleicht bei Hippies und Aussteigern in den 60ern beliebt gewesen. Unübersehbar hat es sich jedoch heute in ein modernes Touristenmekka verwandelt. Weit und breit ist kein Haus zu erkennen, das in seiner Funktionalität nicht irgendwie Backpackerbedürfnissen angepasst wurde. Sei es Hostel, Restaurant oder Cyber-Bar, einfache Wohnhäuser sind es nicht mehr.

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Nun, und was macht man als Tourist so den ganzen Tag in Montañita? Claro! Man spaziert den Strand entlang, surft oder spielt Beach-Volleyball. Und des Nachts? Sobald die Sonne untergeht bebt hier die Erde – zumindest an den Wochenenden. Dann hangelt man sich von Cocktailstand zu Cocktailstand, um den nächsten Club zu gelangen. Wenn die Leute von der Partyküste Kolumbiens schwärmen, dann kennen sie vermutlich die Costa del Sol von Ecuador noch nicht. Sogar Steve Bug hat hier vor ein paar Tagen aufgelegt. Aber den habe ich leider verpasst.

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Tagsüber hingegen definiert Montañita den Geräuschpegel neu, den ich bisher mit „Stille“ verbunden habe. Dörfliche Atmosphäre, gelassene Ecuadorianer und das beruhigende, allgegenwärtige Rauschen des Meeres machen es einem dann leicht, sich von den anstrengenden Nächten zu erholen. Auch wenn der Tourismus in Montañita Einzug gehalten hat, wirkt der Ort noch nicht wie eine Bettenburg. Der berühmte „weiße Sand in den Straßen“ ist zwar verschwunden, Straßen- und Bürgersteige werden gerade gepflastert, aber die Hostals sind noch immer einfacher Bauweise, aus Bambusholz und strohgedeckt. Prunkbauten gibt es bisher nur wenige. Das größte Beispiel beschattete ausgerechnet mein Hostal. Andy, Italiener und seit fünf Jahren Eigentümer, knurrte dazu nur: „Ecuador. Hier macht doch jeder was er will – wenn er das Geld hat!“. Nun, ich hab in diesen Tagen auch ohne viel Geld getan, was ich wollte. 3,5 US-Dollar pro Nacht für eine chillige Matratze mit Meerblick haben gute Laune aufkommen lassen. Und als auch noch mein dänischer Cotopaxi-Freund Madse auftauchte und wir begannen Schach zu spielen, war die Stimmung nicht mehr zu bezwingen.

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La Mitad del Mundo – Die Mitte der Welt

Bei einer Reise durch Ecuador gehört ein Besuch des Äquators natürlich zum Pflichtprogramm. Um Touristen das Auffinden desselben zu erleichtern, hat man eigens dazu ein Monument errichtet und es „La Mitad del Mundo“ (span. „Die Mitte der Welt“) genannt. Es steht genau an der Stelle, an der Charles Marie de La Condamine 1736 als erster Europäer die „genaue“ Position des Äquators bestimmte. Da sich La Condamine damals leicht verrechnet hatte, steht sein Denkmal etwa 240 m südlich des Äquators. Hingegen entdeckte ein Gleitschirmflieger rein zufällig auf einem Berg in der Nähe der Mitad del Mundo die Überreste eines Bauwerks aus der Präinkazeit, das tatsächlich den Äquator markiert und bereits vor über 1000 Jahren errichtet wurde.

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Ecuador ist das einzige Gebiet weltweit, in dem der Äquator an festen, natürlichen Orientierungspunkten verläuft: an den Gipfeln der Anden. Sein restlicher Verlauf geht über Wasser und durch sich ständig verändernde Regenwaldgebiete. Feste Punkte sind jedoch notwendig, um die Bahnen der Himmelskörper zu beobachten. Das Gebiet des heutigen Ecuador ist daher der einzige Ort, an dem früher eine genaue Positionsbestimmung des Äquators möglich war. (Quelle: Wikipedia)

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La Mitad del Mundo ist gleichzeitig ein Freizeitpark. Ein Freizeitpark im Zentrum der Welt? Wenn das nicht genug Ausdruck einer heutigen Spaßgesellschaft ist…

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Cotopaxi – Eine Grenzerfahrung

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Das ist er – der größte aktive Vulkan der Welt! (1) 5897 m ist er hoch. Das Foto schoss ich von meinem Hostel aus, rund 3500 m über dem Meeresspiegel gelegen. 2,5 km hoch ragen hier also kalte Lavamasse und Gestein aus der Erde. In 23 km Entfernung tritt der Cotopaxi formschön und doch mächtig gewaltig in Erscheinung. Seine Besteigung war für mich eine fundamentale Erfahrung.
Bereits in Quito hatte ich drei willige Mitstreiter gefunden: Madse aus Dänemark, Rian und Liz, beide aus den USA. Zu viert ergaben wir ein flexibles Team. Zwei Führer standen uns zur Seite. Sollte es einer von uns nicht schaffen, müssten (nur) zwei von uns umkehren.
Gen Mittag brachte uns ein Jeep von unserem Hostel, dem „Secret Garden“, zu unserer Ausgangsstation. Das Refugio klebte auf einer Höhe von 4800 m unterhalb der ersten Gletscherwand am Cotopaxi. Wir stärkten uns mit Snacks und heißer Schokolade. Dann wanderten wir zum nächst gelegenen Gletscher. Die Spitze des Cotopaxi ist komplett von Eis und Schnee bedeckt. Eine Besteigung ist nur mit Spikes und Eisaxt möglich und verschiedene Techniken des „Eis-Trekking“ sind zu beherrschen. Wir schnallten uns also die Spezialsohlen an und übten.

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Danach legten wir uns schlafen. Vier Stunden mussten für diese Nacht genügen. Ziel war es, die Spitze des Vulkans bei Sonnenaufgang zu erreichen. Um 23 Uhr klingelte für uns also der Wecker. Und bereits um 24 Uhr hing ich mit Rian und Marco (einem unserer Guides) an einem Seil. Zum ersten mal schlugen wir die Äxte ins Eis. Die Motivation war groß. Doch ob wir den Kraterrand bei Sonnenaufgang betreten würden, stand in den Sternen geschrieben. Von den letzten 50 Gruppen, die den Versuch unternommen hatten, hatte keine ihr Ziel erreicht. Aber über uns blinkte es vom Himmel und in weiter Ferne Quito am Horizont. Im Schein unser Kopfleuchten erklommen wir zügig die ersten steilen Hänge. Ansonsten hüllte uns Dunkelheit ein. Unsere Guides gaben uns das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Sicher waren sie sich jedoch nicht, wie wir bald merkten. Regen, Hagel und Schnee verändern täglich den Berg. Eingetretene Pfade gab es hier nicht. Der viele Sonnenschein der letzten Wochen hatte die üblichen Routen zur Spitze unpassierbar gemacht. Wie sich herausstellte, mussten wir uns in dieser Nacht eine eigene, neue Route suchen. Vor uns türmten sich riesige Eisberge auf. Offenbar war hier eine Gletscherwand abgebrochen. Der Rückweg, den Berg wieder hinab, war entmutigend und die dünne Luft machte uns zu schaffen. Obwohl wir uns sehr langsam bewegten, hechelten wir wie Jagdhunde nach einer Hatz. Immer wieder musste ich tief Luft holen und mich beruhigen.
Mit hoher Konzentration suchten unsere Füße nach Halt auf dem rutschigen Eis. Abhang um Abhang, Aufstieg um Aufstieg nährten wir uns der Spitze auf einem anderen Weg. Ab und an machten wir für einen sehr kurzen Moment Rast. Müdigkeit stand uns in den Gesichtern geschrieben. Die Guides schlugen uns mehrfach vor, ins Camp zurückzukehren. Doch dieser Gedanke lag uns so fern, wie der Mond am Himmel. Die Spannung des Augenblicks und die Aufregung über das gerade stattfinde Abenteuer hielten uns wach. Pass um Pass kämpften wir uns vorwärts.

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Ein Sturm zog auf. Hagelkörner prasselten uns ins Gesicht. Meine Beine wurden schwer wie Blei. Immer wieder geriet ich ins stocken, musste mich knien, setzen am Ende legen. Das war gefährlich! Regelmäßig schrie mein Guide auf, stauchte mich zusammen. Doch meine Ohren hörten ihn nicht. Gedanklich war ich völlig in mich gekehrt. Nur das Seil, an das ich gekettet war, riss mich immer wieder hoch. Gegen 6 Uhr ging die Sonne auf. Das heißt, eigentlich sahen wir sie nicht. Nur hell wurde es. Die Hoffnung, den Kraterrand bei Zeiten zu erreichen, hatten wir längst in den Wind geschrieben, der uns eisig um die Köpfe wehte. Aber das Licht, das nun durch die dichten Wolken drang, ließ uns den Berg erkennen und vor allem unsere Führer Orientierung finden. Bald hatten sie ein ihnen bekanntes Plateau gesichtet. Zielstrebig ging es nun vorwärts. Liz waren die Tränen auf den Wangen gefroren. Das Mädel war erst 18 und der Cotopaxi ihr erster Berg. Dennoch kämpfte sie wie ein Gladiator. Ihre Willensstärke war beeindruckend. 5400, 5500, 5600… im Countdown zählten die Guides die Höhenmeter aufwärts. Doch bereits ein einziger Meter wuchs zu einer Herausforderung an. Eine Stunde dehnte sich zu einem ganzen Tag. Unsere Erinnerungen an den „Secret Garden“ muteten an, wie Erlebnisse aus einem vorherigen Leben. Und die Gewissheit an eine Rückkehr, wie der Glaube an ein Kommendes. Doch dann tauchte er vor uns auf, der Kopf des Cotopaxi, die eingefrorene Spitze des Vulkans. Wir nahmen all unsere Energie zusammen, ballten unsere Fäuste, rafften uns auf. Doch unsere Glieder waren schwer, unsere Köpfe leer. Mit gefühlter letzter Kraft erreichten wir das Topplateau. Ich fiel zu Boden. Geschafft, erreicht, gewonnen.

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Ein leichtes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Zu mehr war ich nicht mehr fähig. Nicht mal in der Lage meinen Rucksack zu öffnen, um meine Wasserflasche herauszuholen, gab mir Rian einen Schluck. Leben kehrte in mich zurück, für ein paar Fotos reichte es. Wahr nahm ich meine Umgebung jedoch kaum.
Nun stand uns der anstrengendste Abschnitt bevor: der Rückweg ins Camp! Von der warmen, roten Hütte mit den gelben Blumen und der saftig grünen Wiese davor, hatten wir ein klares Bild vor Augen. Und das war es auch, was uns in den nächsten Stunden vorwärts zog. Außerdem besaß der „Secret Garden“ einen Wintergarten mit einem heißen
Jacuzzi. Auch wenn er Jahre entfernt schien, wirkte er wie ein Magnet.

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Schnee und Hagel hüllten uns ein. Ab und zu lichtete sich der Nebel und legte fantastische Eislandschaften frei. Wir überschritten, ja übersprangen gewaltige Gletscherspalten. Manchmal hatte uns die Natur Eisbrücken geschlagen. Unter normalen Umständen hätte ich mir solche Überquerungen nicht getraut. Doch unter den gegebenen Umständen, setzte ich einfach einen Fuß vor den anderen.

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An einer Stelle hatten die Guides – ein paar Tage zuvor – eine kleine Stehleiter als Brücke eingeklemmt. Als ich mich direkt über ihr befand, stürzte sie in die Tiefe. Erst Sekunden später hörten wir ihren Aufprall. Mein Sicherungsseil hatte mich gerettet.
Je weiter wir voranschritten, um so müder wurden wir. Unsere Konzentration ließ nach. An einem steilen, glatten Abhang rutschte ich ab, sauste in die Tiefe. Mit einem Ruck blieb ich erneut an meinem Sicherungsseil hängen. Über mir hörte ich Rian und Marco schreien. Was weiß ich nicht, ich verstand kein Wort. Ich wusste nur, jetzt muss ich mich zusammennehmen und irgendwie wieder nach oben gelangen. Mit letzter Kraft rammte ich die Spitzen meiner Spikes in die Steilwand vor mir. Dann nahm ich Schwung und schlug meine Spitzaxt über mir ins Eis. Langsam zog ich mich an ihr hoch. Stück für Stück kletterte ich ihr mit den Spikes nach. Von oben halfen Marco und Rian. Als ich den Pass erreicht hatte, war ich völlig am Ende. Wie ich es an diesem Tag wieder ins Tal geschafft habe, ist mir jetzt noch ein Rätsel. Ich habe Reserven genutzt, von denen ich bis dahin nicht wusste, dass ich sie habe. Und ich bin weit über sie hinausgegangen. Noch nie in meinem Leben zuvor habe ich etwas vergleichbar anstrengendes getan. Und dabei ging es nicht um den Beweis von Muskelkraft oder eine schöne Aussicht. Nein, es ging darum, seine Grenzen zu finden. Und zwar Grenzen, die allein durch den inneren Willen bestimmt werden. Die 12 Stunden auf dem Cotopaxi waren das intensivste Erlebnis meiner bisherigen Reise. Allerdings war die Besteigung auch zugleich ein Abenteuer, dass ich so schnell nicht wiederholen möchte.

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(1) Es wird behauptet, dass der Ojos del Salado in Chile der höchste Vulkan der Erde sei. Dies stimmt aber nicht. Der Ojos del Salado ist mit einer Höhe von 6893 m zwar der zweithöchste Berg von Amerika. Er besitzt Vulkankrater aber nur an seinen Randgebieten, er ist also kein eigentlicher aktiver Vulkan.
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Otavalo – Südamerikas größter Kunstmarkt

Farbenprächtige Stoffe, kunstvoll bestickte Kleider, aus feiner Alpakawolle gewebte Pullover, dazwischen indigene Musikinstrumente, Gemüsehändler und Schmuckverkäufer – das bunte Treiben auf dem Markt von Otavalo war einen Ausflug wert. Noch interessanter anzuschauen, als die feil gebotenen Waren, war die Heerschar freundlicher Verkäufer. Die männlichen Otavaleños waren ganz in Weiß gekleidet. Auf ihren Köpfen thronten schwarze Rundhüte. Die Frauen trugen über ihre mit Blumen bestickten Kleider blaue Umhänge. Ihren Kopf bedeckte meist ein eckig gefaltetes Tuch, Goldketten schmückten ihren Hals. An jedem Stand wurde ich mit einem freundlichen „A la horde!“ begrüßt. Auch gegen das knipsen eines Fotos hatten die Wenigsten etwas einzuwenden – gern wurde dafür natürlich ein Dollar verlangt. Obwohl der Markt groß und die Zahl der ausländischen Besucher enorm war, herrschte doch kein hektisches Treiben. Alle Geschäfte und Tätigkeiten wurden mit äußerster Gelassenheit ausgeführt. Panflötenmusik ertönte. In deutschen Gassen wirken solche Klänge meist exotisch – hier sind sie daheim.

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