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Nazca – Im Sinkflug über Wale, Vögel und Astronauten

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Es war ein kurzes, halbstündiges Abenteuer, aber es verlief so imposant und eindrucksvoll, wie ich es mir vorgestellt hatte. „Listo?“, fragte der Kapitän noch und schon hoben wir mit einer kleinen Cessna ab. Unter uns breitete sich eine atemberaubend schöne Wüsten- und Berglandschaft aus. Und nach weniger als drei Minuten überflogen wir bereits die ersten Nazca-Figuren, zwei kleine Wale. Um sie besser betrachten zu können, drehten wir erst eine scharfe Links, dann eine scharfe Rechts- und dann noch einmal eine scharfe Linkskurve. Ab diesem Zeitpunkt verstummten die drei lautstarken holländischen Mädchen, welche bis dahin mit mir den Flug genossen hatten. Ich vermute ihnen wurde übel. Der Kapitän schenkte ihnen kurz seine Aufmerksamkeit. Mit beiden Händen versuchte er ein Fenster zu öffnen. Das schien die Mädels aber eher zu erschrecken als zu beruhigen. Jedenfalls wollte sich ihr Geräuschpegel nicht wieder heben. Als der Kapitän das Steuer wieder ergriff, waren wir dem nächsten Scharrbild auch schon beängstigend näher gekommen. Ein gutes Foto schien diesmal auch ohne Links- und Rechtskurven möglich zu werden. Die Abbildung selbst versetzte mich allerdings in erstaunen: Ein Außerirdischer? Ein Astronaut? Ich hatte Tierfiguren erwartet und jetzt so etwas? Wie konnte das sein?

Astronaut (nah)

Es könnte auch ein Priester mit einer Eulenmaske darstellen!“, spekulierte der Co-Pilot. Die Interpretation beruhigte mich. Kurz darauf deutete er nach rechts unten: „Und das ist ein Flamingo. Er misst eine Länge von 300 Metern!“. Unter uns schlängelte sich eine helle Linie durch den Sand, welcher nach einer Seite in eine Art Drachenkopf mündete. Wow, dachte ich, das Volk der Nazca hat wirklich beachtliches geleistet. Später lass ich in einem Buch, dass manche der schnurgeraden Linien, Dreiecke und trapezförmigen Flächen bis zu 20 km lang sind. Insgesamt bedecken sie eine Fläche von 500 km². Vom Boden aus sind die oft nur wenige Zentimeter tiefen Eingrabungen kaum zu erkennen. Erst 1936 wurde die Anlage bei einem Überflug entdeckt. Die Wüste um die Stadt Nazca ist von einer natürlichen Lackschicht überzogen, bestehend aus rostroten Eisenoxiden. Die Wüstenzeichner haben die obere Gesteinsschicht abgehoben, wodurch die hellere Sedimentschicht darunter zum Vorschein kam. Was die Nazca motivierte, diese riesigen Scharrbilder (auch Geoglyphen genannt) anzulegen, darüber wird viel spekuliert. Maria Reiche, die deutsche Mathematikerin und langjährige Erforscherin der Linien glaubte, es handele sich um einen astronomischen Kalender. Andere Theorien gehen davon aus, dass die Linien Wege waren, die zu einem Wasser- oder Fruchtbarkeitskult gehörten und die von den Nazca in der Nacht mit Fackeln abgeschritten wurden um von den Göttern im Himmel gesehen zu werden. Es gibt aber auch solche, die glauben es handele sich um Landebahnen für Außerirdische oder Traummalereien von Schamanen, die durch halluzinogene Drogen stimuliert wurden. Was davon stimmt, weiß keiner. Für mich war der Überflug ein faszinierendes Erlebnis, nicht zu Letzt, weil mir wieder einmal bewusst geworden ist, was für umfangreiche mathematische Kenntnisse auch längst vergangene Kulturen, wie die Nazca bereits besessen haben mussten.
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Huacachina – Sandboarding und Oasenromantik

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Huacachina ist der Wirklichkeit gewordene Traum von einer Oase. Inmitten einer sandigen Wüstenlandschaft speist ein unterirdischer Andenfluss eine Lagune, an deren Uferzone tropische Palmen und Sträucher wachsen. An Idylle und Oasenromantik ist Huacachina kaum zu übertreffen. Der Unterschied zu Pisco könnte kaum größer sein. Und deshalb verschlägt es auch die Katastrophenhelfer am Wochenende hier her. Im Casa Arena erholen sie sich… zumindest für ein paar Stunden – dann wird in der hauseigenen Disco gefeiert. Ich war überrascht, als wir am nächsten Tag einen ganzen Buggy voll expeditions- und adrenalinfreudiger Wüstensportler zusammen bekamen. Die Dünen um Huacachina sind zum Teil mehr als einhundert Meter hoch – ideal also, um sie mit einem Brett unter den Füßen hinab zu surfen. Wir hatten irre Spaß, die Wüste um Huacachina war traumhaft schön. Es verging ein Tag, den ich so wie er war, gern noch einmal erleben würde.

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Pisco – Mit Katastrophenhelfern im Einsatz

„Ich bin Dominik und komme aus Deutschland. Auf meinem Trip durch Südamerika habe ich viele Reisende getroffen, die mir sehr begeistert von ihrem Aufenthalt bei Euch berichtet haben. Als ich vor wenigen Tagen in Mancora erneut von Euch hörte, dachte ich mir, ich müsste doch zumindest einen Stopp einlegen und mir Eure Community einmal anschauen.“ Etwa 70 Augenpaare schauten mich gespannt an. Ich fügte noch ein „Thats it!“ hinzu und plötzlich brach tobender Jubel aus. Man klatschte. Sogar Pfiffe erschallten. Von einer Sekunde auf die andere war ich bei den „Pisco Sin Fronteras“ (PSF) aufgenommen.

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Am 15. August 2007 wackelte unter Pisco die Erde. Die Richterskala zeigte einen Wert von 8 an. Harold, Peruaner und heute Präsident der PSF, hat das Erdbeben selbst miterlebt: „Ich sah mit meinem Vater gerade ein Fußballspiel. Zweieinhalb Minuten lang stürzte unser Haus über uns zusammen. Es dauerte Stunden bis man uns unter den Trümmern gefunden hatte. Andere warteten Tage. Das Beben hat mein Leben mit einem Schlag verändert.“ Erst schloss sich Harold der Organisation „Burning Without Borders“ an. Als diese Pisco nach einem Jahr verließ, gründete er „Pisco Sin Fronteras“. BWB hinterließ Harold Equipment. Sechs freiwillige Helfer standen ihm am Anfang zur Seite. Seit dem ist PSF beständig gewachsen. Vor etwa zwei Monaten frühstückten 105 Volontäre auf dem PSF-Gelände.

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Das besondere an PSF ist, dass bei uns einfach jeder willkommen ist.“, erklärt mir Dave Gwyther, der heutige Chef der PSF. „Uns ist egal welche Qualifikationen er mitbringt, egal wie lange er bleibt – ob für ein paar Tage, ein paar Wochen oder gar ein ganzes Jahr. Jeder gibt, was er kann.“. Ich war der letzte Neuzugang, der sich an diesem Tag vorstellte. Dann wurden, wie jeden Morgen, Aufgaben verteilt. Dave stellte die einzelnen laufenden Projekte vor, erklärte kurz den Stand der Dinge und bat um Handzeichen. Darauf schnellten Arme in die Höhe, als ob es etwas zu gewinnen gäbe. Bedingungen für die Teilnahme an einem Projekt gab es nicht. Eine Sonnenbrille steckte Dave locker im Haar. Seine positive Energie war bis in die letzte Reihe zu spüren.

Ich meldete mich für das Projekt „Blancas House“. Fernanda Blanca hatte für Zement und Kies gespart. PSF wird heute ihren Fußboden betonieren können. Den notwendigen Mischer stellt das Wasserwerk der Stadt. Einen Truck, um ihn zu transportieren, hat Howard vor ein paar Monaten gesponsert. Früher handelte Howard mit Aktien und Immobilien. Warum er Katastrophenhelfer geworden ist, will ich von ihm wissen. „Ich hatte einfach irgendwann genug vom bloßen Geld verdienen. Das hat mir nichts mehr gegeben. Ich wollte etwas gutes tun. Das hier gibt mir viel mehr.“ Zusammen mit sechs weiteren Aktivisten brechen wir zu Blancas Haus auf. Wir biegen von der Hauptstraße ab. Von nun an fahren wir über Schotterwege.

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Pisco liegt noch immer in Trümmern. Etwa 85 Prozent aller Gebäude wurden bei dem Beben zerstört. Vor den Häusern türmen sich Berge von Schutt und Geröll. Kaum ein Haus besitzt eine zweite Etage. Die Stadt ist Tellerflach. Sie sieht aus, als wäre eine gewaltiger Rasenmäher über sie hinweggebraust und hätte dabei sämtliche Häuser gestutzt, wie die Halme einer saftigen Wiese. Auch Blancas Haus besitzt nur eine Etage. Einen Keller gibt es nicht. Ihre vier Zimmer teilt sie sich mit zwei weiteren Familien. Tisch und Stühle stehen auf dem blanken Erdboden.

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Während wir Schaufeln, Schubkarren und Eimer vom LKW laden und den Mischer anwerfen treffen vier PSF-Voluntäre in Alameda, einem Vorort von Pisco, ein. Freudig erklingt eine Kinderstimmer: „Die Gringos sind da! Die Gringos sind da!“. Die eine Stimme findet Unterstützung von einer weiteren. Und noch einer weiteren. Und noch einer weiteren. Bald ertönt es jubelnd aus allen Richtungen: „Die Gringos! Die Gringos sind da!“. Fast 50 Kinder zwischen 4 und 14 Jahren springen hinter Zäunen und aus Verschlägen hervor. Zwischen Holz und Plastikplanen sind sie zu Hause. Eine Frau von etwa 45 Jahren ist für die Kinder des Barrios verantwortlich. In einer Hütte stehen ein paar Bänke und Tische. Weil die „Gringos“ gekommen sind, wird die „Schule“ geöffnet. Sonst bleibt sie geschlossen. Die Kinder tragen schmutzige und oft viel zu große Hosen und Hemden. Ein Mädchen steckt in einem Harlekinkostüm. Etwas anderes zum anziehen hat sie nicht. Es sind die Ärmsten der Armen die den Gringos hier in die Arme fallen.
Unterdessen entsteht in einem Nachbarviertel, das verheißungsvoll „Fun-Town“ genannt wird, etwas ganz großes. Auf einem Sandhaufen kniet eine Schar Kinder. Neugierig beobachten sie, wie die PSF-Mitglieder Kies auf einer Ebene verteilen. Ein Mädchen jongliert mit einem Ball. „Das wird ein Fußballplatz!“, erklärt es mir freudestrahlend. Auch Kate, die Initiatorin des Projektes, ist stolz: „Mit der Planung haben wir vor fünf Wochen begonnen. In einer Woche können wir endlich die Betondecke auftragen. Wenn alles klappt, erlebe ich das erste Spiel der Kids noch vor meiner Abreise! Das wäre toll.“

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Am Strand von Pisco ist eine Gruppe PSF-Helfer im Gespräch mit einer Gruppe Fischer. Mann sitzt auf Bänken in einem kunstvoll bemalten Gebäude. PSF und andere Hilfsorganisationen haben hier gemeinsam ein Meeresmuseum errichtet, das gleichzeitig als Bildungszentrum fungiert. „Viele Fischer fischen noch mit Dynamit. Oft ist ihnen nicht bewusst, welche Auswirkungen Überfischung haben kann. Zudem gibt es entlang der Küste von der Industrie verseuchte Gebiete. Wir wollen sensibilisieren.“, klärt mich Ana auf. Sie ist bereits zum dritten mal aus Frankreich angereist. Pisco ist ihr ans Herz gewachsen.John, ein Grafikdesigner aus Australien, hatte geholfen den Beton in Blancas Wohnung zu verstreichen. Auch von ihm möchte ich wissen, was ihn dazu bewogen hat, sich in Pisco die Hände schmutzig zu machen. „Ich wollte mein Spanisch aufbessern und in Kontakt mit den Einheimischen kommen. Beim Besuch des Machu Picchu oder einer anderen Touristenattraktion gelingt mir das nicht!“. Als wir von Blanca Abschied nehmen hat sie Tränen in den Augen. Noch lange winkt sie uns nach.

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Im PSF-Hauptquartier beenden zur gleichen Zeit einige Volontäre ihre Holzarbeiten. Sie haben Tische und Betten angefertigt. Kommende Woche werden weitere PSF-Neuankömmlinge erwartet. Auch sie werden einen Platz zum Schlafen brauchen. Zufrieden resümiert Kevin: „Das tolle ist, am ende eines jeden Tages sieht man, was man geschaffen hat!“. Kevin ist eigentlich Verleger und bereits 50. Aber auch er fühlt sich unter den jungen Leuten pudelwohl.

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In einer anderen Ecke des Hofes bestaune ich das wohl ehrgeizigste Projekt von PSF: eine Bio-Diesel-Produktionsstätte. „Wir sind einen Haarspalt davon entfernt 30 Gallonen am Tag zu produzieren!“, erzählt mir Jimmy, Urheber und Konstrukteur der Anlage. „Das wäre für uns genug und wir könnten noch welchen verkaufen.“ Eine Gallone entspricht vier Litern. Gewonnen wird der Diesel aus Abfällen, die die Restaurants der Stadt beisteuern. Auf Baumaterialien bekommt PSF von den umliegenden Industriestätten Rabatt. Neben finanziellen Spenden benötigt PSF jedoch weitere Helfer. Jeder, der mit anpacken möchte, ist willkommen. Was man noch nicht kann, kann man von den Fachkräften hier lernen. „Langfristig bilden wir Katastrophenhelfern aus.“, stellt Dave Gwyther zufrieden fest. „Bis wir in Pisco fertig sind, werden wohl noch fünf bis zehn Jahre vergehen.“

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…und so soll der Fußballplatz in „Fun Town“ einmal aussehen. Bald ist es geschafft!

*** FAQs ***

1) Ich möchte nach Pisco reisen und die hoch motivierten und allzeit gut gelaunten PSF-Aktivisten unterstützen. Was wird mich ein Monat bei ihnen kosten?
-> Man benötigt etwa 120 Euro für Unterkunft und Verpflegung. Noch einmal so viel sollte man für Bier am Abend und sonstige Spesen dabei haben. Aufnahme- oder Vermittlungsgebühren fallen nicht an.

2) Wo kann ich mich erkundigen, wenn ich zu den „Pisco Sin Fronteras“ noch weitere Fragen habe?
-> Mehr Informationen und einen direkten Kontakt erhält man am besten über ihre Webseite: www.piscosinfronteras.org. Interessant ist auch ihr Facebook-Eintrag.
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Lima – Modern, schick und angenehm

Großstädte schrecken mich in der Regel eher ab, als das sie mich anziehen, doch zu kurzen Abstechern bin ich immer gern bereit. Wenigstens den Beat einer jeden Stadt möchte ich doch kurz einmal unter den Füßen spüren. Von Lima hatte ich zwar schon viel, aber vor allem nichts gutes gehört. Um so positiver überraschte mich die saubere und schicke Stadt. Zumindest das, was ich während meines kurzen Aufenthaltes sah, weckte Wohlgefühle in mir. In der peruanischen Hauptstadt gibt es zwar nicht viel zu sehen, historische Bauten sind kaum vorhanden. Doch die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Menschen, die mir hier begegneten weckten sofort meine Sympathie für sie. Auch scheint es, die Vermutung sei mir gestattet, hier die schönsten Frauen des Kontinents zu geben. Jede einzelne, die ich sah, war eine Augenweide. Für die Aussage Lima sei eine Stadt des 21 Jahrhunderts spricht vor allem die Tatsache, dass es hier wohl „alles“ zu kaufen gibt. Mich hat vor allem der elektronische Dienstleistungssektor beeindruckt. Meine Kamera, mit der ich in den letzten Wochen kaum noch passable Fotos zustande gebracht habe, wurde mir in gerade mal 6 Stunden gesäubert und repariert. Ein Service, den man sich nicht mal in Deutschland vorstellen kann.

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PS: Mittlerweile habe ich Lima ein zweites Mal besucht und dabei einige „Entdeckungen“ gemacht. Meine vorherige Einschätzung muss ich deshalb etwas aufbessern: Lima besitzt einige sehr eindrucksvolle Plätze, Parks und Kirchen. Koloniale Architektur ist also durchaus vorhanden und es auch wert, der Stadt einen Besuch anzustatten. Der „Plaza de Armas“ und das „Monasterio de San Francisco“ haben mich geradezu umgehauen! Allerdings kann ich noch immer nicht mit Fotos dienen. Auch dieses Mal hatte ich meine Kamera in der Reparatur.
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