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Cusco – Eine historische Schatztruhe

Ohne Abstriche ist Cusco meine südamerikanische Lieblingsstadt. Während andere Orte sich mit einem zentralen Platz in der Stadtmitte schmücken, reihen sich solche Plätze in Cusco geradezu aneinander. Springbrunnen, Palmen, Bänke und Grünanlagen ziehen die Einwohner hier bis spät in die Nacht hinein an. Mann setzt sich einfach, schließt die Augen, beobachtet andere oder beginnt ein Gespräch mit dem Banknachbarn. In Europa würde man dafür einen verwunderten Blick ernten. Doch in Südamerika ist das ganz normal.

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Flankiert wird die „Plaza de Armas“ (Platz der Armee), wie sich dieser Platz in der Regel schimpft, gewöhnlich von einer großen Kathedrale. Cusco hingegen trumpft, überrascht und beeindruckt sogleich durch eine Vielzahl inkaischer Gebäude. Als die Spanier die ehemalige Hauptstadt der Inkas erreichten, bestand sie aus mehr als 10.000 Haeusern und Anlagen. Dabei galt den Inka ihr Sonnentempel, der Qurikancha als wichtigste Einrichtung. Da die Spanier vermuteten, dass er den Inka als allerheiligster Ort galt, zerstörten sie ihn kurzerhand – wie fast alle Gebäude der Inka – und errichteten auf seinen Grundmauern eine Kirche mit Konvent. Das von den Inka gelegte Fundament kann man noch immer bewundern. Und genauso stößt man in ganz Cusco alle Nasen lang auf Überbleibsel der präkolumbischen Kultur.

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Gestern habe ich einige der größeren, noch erhaltenen Anlagen besucht. Im Tambo Machay badeten einst die Inkafrauen, weil sie sich davon Fruchtbarkeit versprachen. Das Puca-Pucará, eine kleine Bergfestung mit Türmen, war einst Stützpunkt von Stafettenläufern. Und auf dem Kenko, einem Festplatz mit einem riesigen, zerklüfteten Kalkstein, wurden vermutlich Tote für einen Mumienkult aufbereitet. Am meisten hat mich die Festung Sacsayhuamán beeindruckt. Die Ruinenstätte sollte wahrscheinlich den am meisten gefährdeten Zugang zur Stadt schützen. Die Stätte hat aus der Luft gesehen, die Form eines Pumakopfes, wobei die Straßenzüge des alten Cusco dessen Körper bilden. Während der 70-jährigen Bauzeit sollen 20.000 Indios daran gearbeitet haben. Die übereinander gebauten Zickzackmauern sind bis zu 600 m lang. Riesige Steine wurden zu ihrem Bau aus entfernten Steinbrüchen heran transportiert und dann bearbeitet, bis sie fugenlos aneinander passten. Der größte Stein ist 9 m hoch, 5 m breit und 4 m dick. Er wiegt über 200 Tonnen. Noch immer weiß man nicht, wie die Inka die Steine transportiert haben, da sie weder Rad noch Rollen kannten.
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Islas del Uros – Ausflug in ein goldgelbes Märchenland

Langsam durchbrach unser Kutter die spiegelglatte Oberfläche des Titicaca-Sees. Abbilder von Totora-Schilf und rotbraune Bergformationen versanken in Strudeln. Ausser mir befand sich eine handvoll Touristen an Bord, vorangig Peruaner. Leise brummte der Außenbordmotor vor sich hin. Niemand sprach ein Wort. Entspannter konnte ein Montagmorgen nicht beginnen. Nach etwa einer halben Stunde passierten wir ein Schild mit der Aufschrift: „Bienvenidos Alas Flotantes Los Uros“. An Bord verursachte es im nu Unruhe. Wir hatten unser Ziel erreicht.

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Kameras wurden gezuckt. Uns bot sich ein einmaliger Anblick der mir unvergessen bleiben wird. Goldgelbe Hütten und Aussichtstürme spickten den grüngehalmten Horizont. An den Ufern kleiner Inseln garben Fischer Stroh. Boote merkwürdiger Bauweise waren mit mit Drachenkoepfen verziert. Im Glauben, er hätte das El Dorado entdeckt, hätte Pizarro seine Mannen mit Sicherheit sofort ins Feld geschickt. Ihr Fund hätte ihn allerdings schwer enttäuscht. Alles, was hier goldgelb leuchtete bestand aus Stroh. Boote, Häuser, selbst deren Einrichtungsgegenstände, wie Tische und Stühle, entpuppten sich als kunstvolle Flechtarbeiten aus Totora-Schilf. Am Ufer einer Insel begrüßte uns eine Famlie. Zwei ältere Weiber halfen uns vom Boot zu steigen. Ein Mann namens Washington (1) klärte uns über die Konstruktionsweise seines schwimmenden Grundstueckes auf. Es bestand aus nicht mehr als vertäute Strohballen. Da sie von unten her verfaulen, werden sie von oben regelmäßig, kreuzweise mit neuem Stoh gedeckt. Jede Familie der Uros bewohnt eine eigene Insel. Besteht Platzmangel, wird das Strohgetäu einfach um weitere Strohballen ergänzt. Rauchen ist strikt verboten. Sein kunstvoll geflochtenes Boot bezeichnete der Mann als neustes Modell von Mercedes Benz. Aus Dank für diese kurze Einführung erstand ich ein paar handgemachte Kettenanhänger. Danach servierte man uns ein Mittagessen nach Art der Inseln, gebratenen Fisch mit Reis und Kartoffeln. Zum Abschied trällerten uns die Damen ein traditionelles Uroslied vor. Dann wurde ich nach meiner Herkunft befragt. Und ob ihr`s glaubt oder nicht: Als Zugabe gabs eine Version von „Alle meine Entlein“, das ganze auf Quechua-Deutsch. Ganz ehrlich gesagt, ich habe Baukloetze gestaunt: Muchos gracias Seniorias!

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(1) Wie ich feststellen konnte, haben peruanische Eltern eine Schwäche für die Nachnamen verstorbener, amerikanischer Präsidenten…
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Cañón del Colca – Kondore dirigieren mit Nick Warren

Zum Frühstück gab es Creps, Spiegelei und Marmeladenbrötchen, zum Abendbrot ein saftiges Alpacasteak mit Papa Fritas, grünen Bohnen und Möhren. Dazwischen verzehrte eine 12-stündige Wanderung meine Aufmerksamkeit. Mit 3191 m Tiefe hat der Rio Colca einen der tiefsten Canyons der Welt gegraben. (1) Leichten Fußes schwebte ich, mit Beats von Nick Warren im Ohr, einen schmalen Trail ins Flusstal hinab. Ausgestreckt kreiste mein elektrisierter Zeigefinger durch die Luft, als wollte er den über ihm schwebenden Kondoren die Flugrichtung weisen. Die aufgehende Sonne färbte die mit Kakteen übersäten Hänge goldgelb bis rotbraun. Die dichte Wolkendecke löste sich auf und gab einen strahlend blauen Himmel frei. Mehrere Hängebrücken führten mich zum Highlight des Tages. Die Oase Sangalle am Grund des Canyons unterhielt einen Pool zum schwimmen und relaxen. Auf dem Weg dorthin verkauften mir Frauen in kunstvoll bestickten Kleidern Wasser. Männer trieben zusammen mit ihren Söhnen schwer bepackte Pferdekarawanen vor sich her. Alle waren sehr freundlich, fragten nach dem wohin, woher und natürlich wie mir Peru gefiele. Ein sehr gesprächiger Alter zeigte sich interessiert an Deutschland. Obwohl sein nur mit Stroh und Wellblech gedecktes Dorf keine Straßenanbindung hat und schon gar nicht über einen Fernsehanschluss verfügt, wusste er doch ziemlich genau über die Deutsche Nationalelf bescheid. Meine Unkenntnis bezüglich dieses Sugets weiß ich mittlerweile aber gut zu kaschieren. (2)

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Der Rückweg fiel nicht ganz so leicht. Drei Stunden ging es steil bergauf. Doch der Blick über die ausgedehntesten Terrassen des präinkaischen Perus bei Sonnenuntergang war spektakulär und trieb an. Wieder auf dem Altiplano begleitete mich eine Scharr Kinder zurück ins Dorf Cabanaconde, meinem Ausgangspunkt. Sie hatten dutzende Fragen, zeigten mir wie man ein Lasso zum Pferdefangen knotet und und und. Jetzt sitze ich wieder im Pacha Mama, meinem Hostel und schlürfe meinen zweiten Pisco Sour (3) – das Zeug ballert übrigens gewaltig. Vom Himmel strahlt der Große Wagen herab und ich frage mich, wohin er mich wohl noch so alles begleiten wird. Ich meine, das kann doch nicht ewig so weiter gehen, …oder??!

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(1) Nur der Cañón del Cotahuasi in der Nachbarschaft ist mit 163 m noch tiefer.
(2) Ein Name aus dem Fßballbusiness nach dem ich grundsätzlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefragt werde ist Claudio Pizarro. Mittlerweile habe ich den Namen gegoogelt. Mein Wissen, dass der Peruaner für Werder Bremen spielt und sogar das eine oder andere Tor zu benennen weiß, das er mal geschossen hat, löst grundsätzlich strahlende Gesichter aus. Das führt mich zu dem erleichternden Schluss, dass man sich mit Fußball doch nicht auskennen muss, sondern nur bestimmte Fragen beantworten können sollte… Happy Dominik.
(3) Pisco Sour ist das Nationalgetränk von Peru. Es wird mit 3 Teilen Pisco (ein Traubenschnaps), je einem Teil Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar mit Eis gemixt. Sehr sehr lecker!
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Arequipa – „Die weiße Stadt“

Die Einheimische sagen, als sich der Mond von der Erde getrennt habe, habe er vergessen, Arequipa mitzunehmen. Die eindrucksvollen Kolonialgebäude der Stadt wurden aus dem hellen Vulkangestein Sillar errichtet, dass in der Sonne glänzt. Arequipa wird deshalb auch „Die weiße Stadt“genannt. Majestätisch erhebt sich hinter der Kathedrale an der zentralen Plaza de Armas der perfekt kegelförmige Vulkan El Misti (5822 m). Links wird er vom zerklüfteten Chachani (6075 m) und rechts vom Pichu Pichu (5571 m) flankiert. Arequipa und das Panorama in das es sich betet ist ein Traum von einer lateinamerikanischen Andenstadt. Und seine Einwohner sind zurecht stolz auf sie.

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Arequipa wartet mit einer ganzen Reihe gut bestückter Museen und Kirchen auf. Im Museo Santuarios Andinos habe ich mir die Mumie der Inkafrau Juanita angesehen. Die „Jungfrau aus dem Eis“, wie sie auch genannt wird, wurde 1995 auf dem Vulkan Ampato (1) entdeckt. Sie gilt als einer der wichtigsten archäologischen Funde Südamerikas. Nun wurden zwar schon viele Inkamumien gefunden, aber Juanita war die erste weibliche und: sie ist noch in extrem guter Verfassung! Kleider, Organe, selbst ihre Haut sind so gut wie noch nicht verwest. Durch Studien an ihrer DNA konnte gezeigt werden, dass die Menschen, die Amerika über die Beringstraße erreichten aus Taiwan und Korea kamen.

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Ein weiteres Kuriosum, dass ich in Arequipa in Augenschein nehmen konnte, war das Kloster Santa Catalina. Es wurde 1579 im Stadtzentrum errichtet und nimmt eine Fläche von mehr als 20.000 m² ein. Aufgenommen wurden nur Novizinnen aus den reichsten spanischen Familien. Ihren Lebensstil gaben sie für das Klosterleben nicht auf. Mehr als 300 Bedienstete wuschen für sie Wäsche und erledigten den Einkauf. Englische Teppiche, spanische Seidenvorhänge, flämische Spitzentücher, gepolsterte Stühle, feines Porzellan und Silber gehörten zur „Ausstattung“. Für damalige Verhältnisse lebten die Nonnen sozusagen in einem 5-Sterne-Hotel. Jede von ihnen bewohnte ein eigenes „Apartment“, dass – zu meinem großen Erstaunen – mit einer eigenen Küche, zumindest einem eigenen Backofen ausgestattet war! Allerdings durften die Nonnen das Kloster Zeit Lebens nicht verlassen. Als man Santa Catalina 1970 (!) öffnete, fand man eine autarke Stadt inmitten Arequipas vor, in der die Zeit 1579 stehen geblieben war.

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(1) Für die Inka waren Berge gewalttätige Gottheiten, die durch Vulkanausbrüche und Lawinen Menschen töten konnten. Durch die Opferung vor allem von Kindern, suchten sie sie zu beschwichtigen. Dabei gewährten die Inkas vor allem den Intelligentesten und Schönsten unter ihnen den Vortritt.
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