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Happy bei den Hippies in El Bolsón

Als ich aus dem Fenster blickte und die Sonne über den Anden aufgehen sah, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nach nur zwei Tagen in der östlichen Steppe, hatte ich bereits begonnen das patagonischen Hochland zu vermissen. Nun schob sich mein Bus langsam die Serpentinen hinauf, die Straße säumte ein grüner Wald, durch das Tal schlängelte sich ein blaues Band. Ich genoss die Aussicht und freute mich auf ein paar ruhige Tage. Mein erwähltes Ziel, El Bolsón, bekannt als „Hippie-Paradies“, lag fernab der argentinischen Zivilisation.

Nach dem Ende der Militärdiktatur und dem „Guerra Sucia“ („Schmutziger Krieg“) vor knapp 30 Jahren suchten viele Argentinier einen Ort, wo sie ein selbst-bestimmtes Leben führen, einen alternativen „Way of Life“ gehen konnten. In El Bolsón wurden sie fündig. Als besonders geeignet erwies sich das Dorf vor allem auf Grund seines fruchtbaren Bodens und seines warmen Mikroklimas – optimale Bedingungen also für den Anbau von Beerenobst und Hopfen. (Das selbstgebraute Bier, so kann ich bestätigen, schmeckt einfach fabelhaft würzig!) Eine Öko-Stadtverwaltung koordiniert das Leben in der selbsternannten „nuklearfreien Zone“.  Und vier mal pro Woche feilschen die ansässige Hippies mit angereiste Backpacker auf dem „feria artesanal“, dem Handwerksmarkt, um Matte-Tassen, Wasserpfeifen, Schmuck und Ponchos.

Unterschlupf habe ich auf dem Anwesen des Künstlers Augustin Porro gefunden. Augustin ist ebenfalls ein waschechter Hippie – „Porro“ bedeutet so viel wie „Pot“. Alles auf der „La Casa del Viajero“ ist aus natürlichen Materialien geschnitzt, gehauen, gegossen oder gewebt. Durch den Garten streunen Hühner, Schafe und eine Katze, morgendlich kräht ein Hahn. Und just in diesem Moment ruhen Schäferhund Rocko und Labradordame Nina zu meinen Füßen. Für allzeitliche gute Unterhaltung sorgen etwa 15 Angereiste. Gestern, zum Beispiel, hat sich Isabelle von einem Hund beißen lassen und Hannah ist beim Besuch einer der heimischen Brauereien in Flammen aufgegangen…

Die meisten Backpacker, die hier Zwischenstranden, sind länger als ein halbes Jahr unterwegs. Sie nutzen dieses preiswerte Idyl, um ein wenig auszuspannen, zu wandern, zu lesen oder um Spanisch zu lernen. Viele Traveller kommen auch gezielt hierher, um auf einer der Farmen für Kost und Logis zu arbeiten – oder um eine Weile bei den Hippies zu leben. Veronica beispielsweise, plant sich einer Gruppe Maya-Hippies anzuschließen. Die Kommune vegetiert bereits seit 9 Jahren auf Art und Weise des präkolumbianischen Volkes. Die Mitglieder wohnen in Zelten, kommen ohne Strom aus, trinken Gletscherwasser und essen nur Früchte aus eigener Ernte. Von kriegerischen Aktionen habe ich allerdings noch nichts gehört.

Nun, davon mag man halten, was man möchte… zumindest muss man respektieren, dass El Bolsón jedem die Möglichkeit bietet, einen dem ihm gemäßen Lebenswandel zu führen – oder sich vielleicht auch nur auszuprobieren…
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Posted in Argentinien.

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One Response

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  1. nureinekugel says

    na dann fahren wir da doch mal hin, freue mich schon! LG, S.