(in Zahlen und Fakten)
„1000 km in 20 Stunden mit dem Bus“ klingt nach einem Albtraum – es muss aber keiner sein. Soviel weiß ich, spätestens nach meinem 4-tägigen Ausflug nach Puerto de Iguazú, zu berichten. Der Bus selbst, dass komfortabelste Gerät, das mir je unter kam, flog nur so über die gut ausgebaute Landstraße dahin. Mein Sitz ließ sich in eine 180 Grad Position bringen, was mir einen tiefen und langwährenden Schlaf ermöglichte. Das 4-köpfige Personal fungierte im Wechsel als Fahrer, Ober, Entertainer und Schlafgast. Stündlich wurde mir ein Mahl gereicht oder zur Abwechslung Whiskey, Gin Tonic oder Cognac angeboten. Zur Auswahl gab es mehrere Videofilme auf einem für mich eigenen Bildschirm. Auch eine Toilette befand sich im Bus, um unnötige Stopps zu vermeiden. Insgesamt ein Ausflug der Marke „Business Class“ für umgerechnet schlappe 50 Euronen. Ausgeschlafen und entspannt erreichte ich mein Reiseziel. Auch einen Flug hätte ich für nur 100 Euro bekommen. (Dessen Durchschnittswert für Inlandsflüge bestätigten mir Gleichgesinnte mit geringerer „Urlaubslänge“ und längerer Reiseerfahrung.)
Auch am argentinischen Reisemekka angekommen hielt sich das niedrige Preisniveau erstaunlich stabil. Mein Bett kostete die Nacht 8, ein Essen um die 4 bis 5 US-Dollar. Eine Schachtel Zigaretten schröpfte meinen Geldbeutel um einen Dollar, ein Bier im Lokal ebenfalls. Der Eintritt in den Nationalpark belief sich auf weitere 8 Dollar. Mit umgerechnet 30 Euro pro Tag ist man also ganz gut dabei. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass man zur Zeit in Deutschland einen Hin- und Rückflug nach Argentinien für 650 Euro „geschenkt“ bekommt, dann sollte das letzte Preisargument gefallen sein.
Nun zur Klärung der zweithäufigst gestellten Frage: „Was ist man da so?“. Die sagenumwobenen Rindersteaks natürlich! Allerdings sind pizzagroße Ausführungen noch nicht auf meinem Teller gelandet, zumindest nach Abtrennung des Fettanteils nicht, womit wir auch schon bei ihrem Geheimnis wären und der Frage, warum man sowas leckeres zu Hause nicht aufgetischt bekommt. Argentinier braten ihr Fleisch nämlich mit Fettrand. Und der ist so breit, dass ein Händler für ihn, nach EU-Norm, strafrechtlich verfolgt werden würde. Hier trennt man das Fett erst auf dem Teller ab, nachdem der Saft in der Pfanne – oder über dem Rost – ins Fleisch einziehen konnte. Diese Zubereitungsart sollte man den Brüsselanern mal erläutern. Das Ergebnis ist nämlich durchaus sehr schmackhaft. Nicht unwesentlich ist dabei auch die Würzung, welche am Ende der Zubereitungskette angesiedelt ist. Argentinier legen ihr Fleisch nämlich nicht ein, was den wunderbaren natürlichen Geschmack verfälschen würde, sondern bestreuen es, ebenso wie die Sondierung des Fettes, erst auf dem Teller… Dazu werden lauter bekannte Gemüsesorten, wie Tomaten, Gurken, Grüner Blattsalat, Kidneybohnen, Mais, Erbsen, Kartoffeln, Reis und Oliven serviert. Exotisches habe ich leider noch nicht zwischen die Zähne bekommen. American Fastfood gibt es an jeder Straßenecke. Schmackhaft hingegen sind die berühmten Empanadas, mit Fleisch, Gemüse oder Käse gefüllte Teigtaschen, die auch kalt verspeist noch ein Genuß sind.
Zum Nachtisch werden gerne Süßspeisen, wie Keckse oder Kuchen, serviert, deren Zuckergehalt so hoch ist, dass selbst mir als Zuckerjunkie beim bloßen daran lecken das Gesicht einfriert. Beim Speiseeis können sich die Argentinier allerdings mit den Italienern messen lassen.
PS: Ein Porteño verdient im Monat etwa 2000 bis 4000 Pesos, umgerechnet sind das 400 bis 800 Euro. Das Wort „billig“ ist im beschriebenen Zusammenhang also durchaus ein Relativum…
Das „Hostel-Inn“ in Puerto de Iguazú. Bei 8 US-Dollar für ein Bett pro Nacht stimmt das Preis-Leistungsverhältnis.