Skip to content


Cuenca – Die Heimat des Panama-Hutes

Noch bevor ich das Eingangsschild meines Hostels entziffern konnte, sah ich schon Charlie auf der Türschwelle sitzen. Den Franzosen hatte ich bereits in Montañita kennengelernt und irgendwie scheint es, dass ich egal wo ich auch hinkomme, dort bereits schon jemanden kenne. In Baños lief ich in meinem Hostel direkt in die Arme von Dan, einem Australier. Als ich über den dortigen Markt ging, stieß ich mit der Italienerin Irene zusammen, wenig später stand der Inder Haniya vor mir. Mit allen dreien hatte ich zuvor in Quito Bekanntschaft gemacht. Und während ich mit Charlie heute eine Fabrik für Panama-Hüte besichtigte, trafen wir auf dort Dony und Johne. Mit dem reizenden Rentnerpärchen aus Hawaii hatte ich mich erst zwei Tage zuvor in Baños gut unterhalten. Die Welt scheint hier sehr sehr klein zu sein.
Leider sind nicht alle Begegnungen mit Backpackern erfreulicher Natur. Nicht alle haben wirklich etwas zu erzählen und es mehrt sich die Zahl derer, die sich durchschlauchen. Abends geht ihnen das Geld fürs Bier aus, man leiht ihnen 10 Dollar und am nächsten Morgen sind sie spurlos verschwunden – obwohl sie noch beteuert hatten für ein paar Tage bleiben zu wollen. In den letzten 4 Wochen haben mir schon drei mal 50 Dollar im Portemonnaie gefehlt, obwohl ich es immer direkt am Körper trage. Backpacker sind eben doch nicht von Grund auf gute Menschen. Mir kommt es so vor, als ob ich schon mehr Dinge in Hostels „verloren“ habe, als auf der Straße oder im Bus. Für mich heißt das mehr als je zuvor: Aufpassen!
Auch merkt man vielen ihre Einsamkeit an. Oft sind sie nicht in der Lage, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Ich könnte wochenlang ohne Begleitung auskommen, ohne meiner selbst überdrüssig zu werden. Für mich gibt es immer etwas zu lesen, zu schreiben oder zu fotografieren. Auch kommt man alleine viel leichter ins Gespräch mit Einheimischen. Leute wie Charlie hingegen, scheinen alleine überhaupt nicht klar zu kommen. Gestern Abend setzte er sich an meinen Tisch, in der Hoffnung unterhalten zu werden. Ich hatte aber keine Lust und zählte innerlich immer bis 10 in der Hoffnung er würde weiterhin schweigen. Dann hätte ich einfach mein Buch aufgeschlagen und angefangen zu lesen. Doch leider fing er immer wieder an Fragen zu stellen, die ich ihm kurz zuvor schon beantwortet hatte. Heute Morgen lief er mir dann die ganze Zeit durch Cuenca hinterher, ohne dabei selber irgendein Interesse an etwas zu haben. Es interessierte ihn weder eine Kirche, noch ein Museum noch sonst etwas. Er wollte einfach nur Gesellschaft haben. Nun, ich hätte für 2 Dollar in ein Museum gehen können. Aber dann hätte er sicher wie ein braver Hund draußen gewartet. Das Spiel ging mir nach einer Weile so auf die Nerven, dass ich die Flucht ergriff und nicht in ein Museum ging – was mir einen weiteren Abend mit ihm beschert hätte – sondern einen Bus nahm. Hinzu kommt der Umstand, dass ich jede Nacht in Gemeinschaftsschlafsälen verbringe, welche einem keine Privatsphäre lassen. So ist es im Moment schwieriger alleine zu sein, als Gesellschaft zu haben.

IMG_0381-1

Na, wie steht er mir, der Panama-Hut? Ja, richtig gelesen, das ist einer der berühmten „Panama-Hüte“, auch wenn er in Ecuador hergestellt wurde. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert verließen südamerikanische Waren den Kontinent über Handelsniederlassungen am Isthmus von Panama. Und die Hüte erhielten ihren Namen von Goldsuchern und anderen Arbeitsmigranten, die ihre Hüte eben dort erstanden.
Heutiger Heimatort der Exporteure ist die Andenstadt
Cuenca. Hier werden die Panama-Hüte endgefertigt. Für wenige Cents werden die Hut-Rohlinge von Flechterfamilien aufgekauft, um dann in Fabriken gereinigt, gefärbt und an den Rändern umgenäht zu werden. Bekannterweise ist diese simple Verwandlung vom Toquilla-Strohhut zum eleganten Modeaccessoire US-Amerikanern, Mexikanern, Brasilianern und Europäern viele viele Dollar wert.
.

pixelstats trackingpixel

Posted in Ecuador.

Tagged with .